CADdy, Eine Erfolgsgeschichte

Die erste CADdy Version kam im Jahr 1984 auf den Markt. Programmiert wurde dieses System von der Ziegler Instruments GmbH unter Ihrem Geschäftsführer Rainer Ziegler. Herr Ziegler hatte kurz nach der erfolgreichen Markteinführung des IBM PC das Potential erkannt, das in der comptergestützten Zeichnungserstellung lag. Allerdings hieß CADdy zu diesem Zeitpunkt noch nicht CADdy, sondern Artist. Kurz danach erhielt es aber den noch heute bekannten Namen.

Die Philosophie hinter CADdy lautete: Alles aus einer Hand. Im Gegensatz zum Wettbewerber Autocad kam nicht nur das Grundpaket, sondern auch alle Zusatzmodule vom gleichen Anbieter. Der Vorteil für die Kunden war klar. Es gab nur einen Ansprechpartner bei Fragen und Problemen, und nicht mehrere Firmen, die über die halbe Welt verteilt waren. Natürlich arbeitete auch Ziegler mit externen Programmierern zusammen, aber die zentrale Planung und Koordination erfolgte in Mönchengladbach. Darum präsentierte sich CADdy auch immer mit einer einheitlichen Benutzeroberfläche und einem, soweit technisch sinnvoll, problemlosen Datenaustausch zwischen den einzelnen Zusatzmodulen.

Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Zusatzmodule programmiert, unter anderem für:

2D Konstruktion
3D Konstruktion
Elektrotechnik
Architektur
Straßenbau
Vermessung
Elektroniklayout
Katasterplanung
Technische Illustration
Anlagenplanung
Haustechnik

CADdyPlus (Programmiersprache für CADdy)

Außerdem noch zahllose Zusatzprogramme und Konverter für die verschiedenen Zusatzmodule.

Herausragend bei CADdy war auch immer die kurze Einarbeitungszeit und einfache Konfigurierbarkeit. In der Hinsicht hob sich CADdy vom Hauptwettbewerber Autocad äußerst positiv ab. In den seligen DOS-Zeiten kam auch noch die gute Treiberunterstützung für Grafikkarten und Ausgabegeräte hinzu. Viele Anwender erstellten auch eigene Zusatzsoftware mit CADdyPlus.

Anfang der 90er Jahre gab es einen Umbruch. Zum einen trat Windows seinen Siegeszug auf dem PC an, zum anderen zeigte sich, daß aufgrund der immer komplexeren Anforderungen an CAD das Grundkonzept vom Grundmodul mit Zusatzmodulen auf der gleichen Codebasis nicht mehr zeitgemäß war. Den Anfang machte CADdyEDS, das von Grund auf neu programmiert wurde und dessen Datenstruktur auf die Erfordernisse des Leiterplattenlayouts und der Schaltplanerstellung abgestimmt wurde. Gleichzeitig wurde bei CADdyEDS der Code bereits für eine leichte Portierbarkeit auf Windows und auf OS/2 von IBM ausgelegt (Die OS/2 Version wurde aber später nie verkauft, weil Windows einfach verbreiteter war).

1994 wurde dann mit der CADdy++ Programmfamilie für Windows begonnen. Als erstes Programm kam CADdy++light (2D-Konstruktion) auf den Markt. Es folgten CADdy++Maschinenbau (2/3D Konstruktion), CADdy++Elektrotechnik, CADdy++Architektur und CADdy++Vermessung. Alle Programme hatten nun eine auf den jeweiligen Zweck abgestimmte Datenstruktur. Gleichzeitig wurde das alte CADdy, das nun CADdyClassic hieß, fit gemacht für die Windowswelt. Am Anfang noch durch sogenannte Windows-Grafiktreiber, bei denen CADdy sozusagen in einer DOS-Box mit Zugriff auf die Windows Grafikschnittstelle lief. Später, zur Version 14, wurde CADdyClassic komplett als Dual-Mode Programm ausgeliefert, das einerseits als echtes DOS-Programm mit DOS-Treibern laufen konnte, andererseits aber auch unter Windows NT als echte Windows Applikation funktionierte.

Gut gerüstet konnte man bei Ziegler in die Zukunft schauen...

Bis Mai 2001...

Es ging wie ein Paukenschlag durch die Branche, im Mai 2001 meldete die Ziegler Informatics GmbH Insolvenz an!

Warum? Nun, es gab wohl Unstimmigkeiten mit externen Dienstleistern, welche die Vermessungs-und Strassenbau Programme für Ziegler erstellten. Infolge dieser Unstimmigkeiten löste ein ehemaliger Geschäftsführer bei Ziegler zusammen mit dem Dienstleister das Vermessungsprogramm komplett aus dem Ziegler Angebot heraus und vertrieb das Produkt unter dem Namen Geovision. Da aber die Vermessung inzwischen ca.50% des Umsatzes bei Ziegler ausmachte (Ziegler war Marktführer in Deutschland), kann man sich gut vorstellen, was das für die Finanzlage eines Unternehmens bedeutet.
Zwar wurde kurzfristig in Zusammenarbeit mit einem anderen Partner CADdy++Geomedia als Ersatz aus der Taufe gehoben, aber das konnte das Ende nicht mehr abwenden.

Allerdings konnten die um ihre Investitionen bangenden Kunden einige Wochen später aufatmen.


CADdy++Maschinenbau wurde von ehemaligen Ziegler Mitarbeitern im Rahmen eines Management-buy-out übernommen und wird heute unter dem Namen DATASOLID weiterentwickelt und vertrieben. Auch die CADdyClassic Version ist dort zu bekommen.

CADdyEDS wird heute von den Entwicklern DR. Lang // Software (ehemals Bercher&Partner) vertrieben und weiterentwickelt

CADdy++Elektrotechnik ist bei IGE-XAO gelandet

CADdy++Geomedia wurde von der IVC AG übernommen, diese ist aber mittlerweile insolvent.
Das Ing.Büro Wenninger vertreibt aber als Lizenzgeber der alten Vermessungslösung das Produkt unter dem Namen TerraCADdy Classic V (Vermessung) und TerraCADdy Classic T (Tiefbau) weiter.
Mittlerweile (2021) ist man bereits bei der Version TerraCADdy 2020 angekommen.

CADdy++Architektur ist als einziges Produkt den Bach runter

Die Erfolgsstory von CADdy geht also weiter...

 

Quellen: Ziegler Kundenzeitschrift CADdy OUTPUT, Computerwoche, Konstruktionspraxis, www.web.de

Hinweis: Die hier dargestellten Sachverhalte sind aus den oben genannten Publikationen übernommen worden. Für den Wahrheitsgehalt kann ich deshalb keine Verantwortung übernehmen. Sollten evtl. Berichtigungen notwendig sein, bitte ich um eine kurze Mitteilung.